Glenwood, Saranac Lake N. Y. den 14. Juli 1936 Lieber Nathan: Die Frage des Beitrages zum Ossietzky-Fond überlasse ich gerne Ihrer Entscheidung, die Sie auf Grund Ihrer Informationen in Europa fällen werden. Einen jungen Musiker, der sich für den von Ihnen genannten Zweck eignen würde, wüsste ich. Boris Schwarz, Berlin-Grunewald, Auerbachstr. 17a. Ich habe für denselben mit grosser Mühe die Hinreiseerlaubnis nach Amerika erwirkt; er muss aber Ende dieses Monats seine Reise hierher antreten, weil der amerikanische Konsul in Berlin keinen Aufschub gewährt hat und ihm sein Fremdenpass (er ist Russe) wohl entzogen wird. Wenn aber der amerikanische Musiker irgendwie ein einflussreicher Mann ist, könnte er es vielleicht doch arrangieren; jedenfalls kann ich den jungen Mann als Persönlichkeit und als Musiker (Konzertgeiger) wärmstens empfehlen.— Ich sende Ihnen hier einen Brief von Thomas Mann und das curriculum des Arztes Dr. Klopstock, weil mir Frl. Dukas sagte, dass Sie mit dem Sekretär des Aerzte-Hilfscomités in Verbindung stehen. Meinem Eindrucke nach dürfte die Tätigkeit eines solchen besonders erfahrenen Spezialisten hier in Amerika erwünscht sein. Ich meinerseits würde natürlich gerne mich in jeder geeignet erscheinenden Form bemühen, um dem Manne eine Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen. Die Entwicklung in Europa ist unsagbar mies. Der Herrgott scheint dem Teufel für dort Generalprokura gegeben zu haben. Auch hier ist die fascistische Gefahr, wie es scheint, im Steigen begriffen. Wenn wir Chancen haben, können wir noch manches schöne erleben.—Harvard hat meine Absage schweigend geschluckt. Mit den besten Grüssen und Wünschen Ihr A. Einstein. 2 Anlagen! [Verso.]