4. IX. 48. Lieber Nathan! Heute kam Ihr schmerzlich und ungeduldig erwarteter Brief von Prag, der das Abenteuer über die message aufklärte—ganz wie ich es erwartet hatte. Die Leutchen haben es ein bischen dumm angefangen und sich lächerlich gemacht. Ich kann es kaum erwarten, bis wir darüber plaudern können. Von Meili habe ich nichts gehört, wohl aber von Albert, der seine Hand in der Regelung von Milevas Erbschaft drin haben will. Seine Frau ist eigens nach der Schweiz geflogen, um dort zu verhandeln. Ich finde dies Verhalten zwar nicht hübsch. Ich habe aber Albert geschrieben, dass ich froh bin, dass er sich um Tetels Angelegenheiten kümmert und mir auf diese Weise einen Teil meiner schweren Verantwortung abnimmt. Ich glaube, wir können es ruhig abwarten, was Meili vorschlägt, und dann sehen, ob wir unseren Segen dazu geben können. Ich habe Ihren Brief aus Zürich, der so klar und ausführlich war, sogleich beantwortet; aber die polnischen Brüder haben den Brief scheints für sich behalten. Ihre Frage wegen Tetels Versorgung und eventuelle Erhöhung von Alberts Erbteil kann ich nicht beantworten, ohne mich mit Albert irgendwie in Verbindung zu setzen. Es würde eine Konfusion geben, wenn wir ohne Rücksprache mit Albert irgend etwas bestimmen wollten, zumal da ja die edle Schwiegertochter dort ist. Vor der Hand sollten wir nach meiner Meinung ruhig Meili’s Bericht und Vorschlag abwarten. Wir können dies umso eher thun, da es ja in unserer Hand liegt, das hiesige Testament abzuändern und so einen gerechten Ausgleich zu schaffen. So können wir nachgiebig sein, ohne uns mit Albert und seiner Frau herumstreiten zu müssen. Mileva hat auch wie eine ächte serbische Bauern-Tochter gehandelt, indem sie ihre Verhältnisse erfolgreich uns gegenüber verschleierte. Es ist etwas Komisches in der ganzen Tragik. Auf frohes Wiedersehen Ihr A. E. P. S. Man lernt nie aus. [ALS]