13. VIII. [49] Lieber Nathan! Ihre Briefe (vom 2. eine freiwillige Auswahl) haben grosses Interesse gefunden. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, in so kurzer Zeit und unter so erschwerenden Umständen zuverlässige Informationen zu erhalten. Die Tschechen haben vom heiligen Oesterreich her eine Trotzeinstellung gegenüber allen Ausländern bewahrt, die ich schon lang vor dem Skandal „München“ in Prag vorgefunden habe, und die sich durch die Ereignisse der letzten Jahre wohl noch vertieft haben mag: Vom West bewirft man uns mit Dreck Auch mit den Russen ist’s kein G’schleck. Das Tänzchen Tito-Stalin zeigt, dass Sozialismus noch kein sicherer Weg zur Sanftmut ist (dies zu unseren früheren Gesprächen). Hier geht soweit alles gut bis auf den Umstand, dass ich mir die letzten Zähne an den Rechnungen ausbeisse. Es ist aber wenigstens der Mühe wert! Von Zürich nichts neues. Albert hat um Verlängerung des Entscheidungstermins bezüglich der Annahme der Erbschaft nachgesucht. Ich freue mich sehr, bis ich Sie wiedersehe, hoffentlich nicht immer für gar so kurz. Ich fühle schmerzlich dass die Umstände es mit sich bringen, dass ich dauernd zu Ihren Zores beitrage. Lazarus ist mit knapper Not einer Gefahr entgangen, als ein Flugzeug beim Absturz unmittelbar vor seinem Landhaus explodierte. Alles Herzliche Ihr A. E. [ALS]