Otto Nathan 121 West 11th Street New York City COPY 2. Oktober - 1938 Herrn Professor Albert Einstein 112 Mercer Street Princeton, New Jersey Lieber Professor Einstein: Heute frueh war Dr. Wolf bei mir. Er ist in seiner Angelegenheit erheblich weitergekommen. Herr Danzig und zwei andere weitlaeufige Verwandte haben sich jetzt bereit erklaert, das Affidavit auszustellen, falls Sie—wie Sie kuerzlich angeboten haben—in einem Brief zum Ausdruck bringen, dass Sie, falls eine Notlage eintritt, Herr Dr. Wolf und seine Familie in Ihrem Haus aufzunehmen bereit sind. Ich habe Herrn Dr. Wolf gesagt, dass ich mich mit Ihnen in Verbindung setze, und dass Sie ihm in den naechsten Tagen einen entsprechenden Brief schreiben werden. Seine Adresse ist: Dr. Richard Wolf c/o Mrs. Frances Goldbaum 4234 Spruce Street Philadelphia, Pa. Ferner hat er sich auf den Rat von Freunden hin entschlossen, an der University of Pennsylvania in Philadelphia sich als Graduate Student fuer Mathematik einschreiben zu lassen. Er hofft, naechsten Sommer sein M. A. machen zu koennen; es ist ihm gesagt worden, dass er dann mit Hilfe der Quaker an einem College untergebracht werden koennte. Die Wohnung wurde ihm dort zur Verfuegung gestellt; auch fuer seinen Lebensunterhalt scheint gesorgt zu sein. Er braucht nun $250.00 fuer die Studiengelder und hat mich gefragt, ob Sie oder ich, oder wir Beide, ihm dabei behilflich sein koennten. Er erwartet natuerlich nicht die ganze Summe von uns zu bekommen. Bitte lassen Sie mich wissen, ob es Ihnen recht ist, wenn wir ihm aus unserem Fond eine Beisteuer geben, und teilen Sie mir bitte dabei auch mit, an wieviel Sie denken. Ich wuerde $100.00 fuer vertretbar halten. Dr. Wolf versucht nun, seinen Aufenthalt hier als Visitor oder als Student verlaengern zu lassen und will erst nach Abschluss seiner Studien einwandern. Seine Familie ist in England. Ich hoffe sehr, dass all’ seine Absichten sich zum Guten verwirklichen; ich selbst bin in einigen Punkten etwas skeptisch. [TLC] Ueber die Ereignisse in der Welt braucht man ja nicht viel sagen; wenn man nur mit seinem Verstand denkt und nicht mit irgendwelchen Wundern oder zufaelligen Entwicklungen rechnet, kann man tatsaechlich im Augenblick sagen, dass die Lage fuer die antifaschistischen Kraefte fuer die naechsten Jahre recht hoffnungslos ist. Ich hoffe, dass es mir moeglich sein wird, bald zu Ihnen hinauszukommen. Ich hatte damit gerechnet, Montag nachmittag zu Ihnen zu kommen; nun sieht es aber wieder so aus als ob es nicht gehen wird. Die Angelegenheit mit Margot werde ich ehestens erledigen. Mit vielen Gruessen Ihr ON:lg [Verso.]