Old Lyme, Conn. 17.7.35 Mein lieber Dr. Nathan: Also wir haben wenigstens die Beruhigung, dass wir Sie oft sehen, denn Sie bleiben in New York. Herzlichen Glückwunsch zur neuen Stellung, die wohl hoffentlich eine Lebensstellung bleiben wird. New York war Ihnen immer sympathischer als Princeton, ich meine natürlich als Wohnsitz. Dort sind Sie auch weniger einsam, Sie können besser wirken und der Schwerpunkt Ihrer activities war ja immer dort. Aber wir verlieren Sie wenigstens nicht und heute schon lade ich Sie herzlichst und feierlichst ein, so oft Sie Zeit und Lust haben, die Sonntage bei uns zu verbringen, nach Princeton zu kommen und bei uns zu sein. Sie haben Sie in Princeton nicht gut genug behandelt, aber dies vergessen Sie schnell, wenn Sie in Ihrem neuen Wirkungskreise sind. Und nun gehn Sie nach Europa. Ich bin froh, dass ich nie mehr dorthin muss, denn nur die grausigsten Erinnerungen würden mich dort befallen. Ich möchte die Asche meines Kindes in unserem Garten in Princeton bergen [TLS. Folio, p. 1. On embossed letterhead: “TANTUMMAHEAG OLD LYME CONNECTICUT.”] und wenn ich Sie dort habe, dann habe ich in Europa nichts mehr zu suchen. Koennen Sie es möglich machen, vor Ihrer Reise noch hierher zu kommen? Mir wäre lieber, Sie kämen für ein paar Tage (nach Ihrer Reise) zu uns, denn ich möchte nicht, dass Sie nur so auf ein Spritzerchen hier sind. Aber wenn Sie kommen, so bitte ich Sie herzlich, es so einzurichten, dass Sie wenigstens ziemlich einen Tag hier sind. Es geht in New York ein Zug ab morgens 7.30 standard time, er ist hier kurz vor 11 Uhr und Sie könnten dann bleiben bis spät abends. Wir haben sehr häufig Gäste aus New York, die immer auf diese Weise es einrichten. Sie würden mir einen grossen Gefallen tun, wenn Sie an mein Bankfach gingen und die Chesapeake & Ohio-Aktien herausnehmen würden. Ich habe die Ordre gegeben, sie zu verkaufen, weil wir das Geld ganz nötig zum Hauskauf brauchen. Schimpfen Sie nicht, Albert will es so haben. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen von Herzen danken für die guten Ratschläge, die Sie uns letztes Jahr bezüglich unserer Geldanlagen gegeben haben. Wir haben dadurch sehr günstig gewirtschaftet und wir danken dies Ihnen. Nur in einem Falle haben wir Ihnen nicht gehorcht: wir haben keine Hypothek aufgenommen. Wir wollen das Haus schuldenfrei haben, es ist uns lieber so. Das Herumsuchen nach einer Hypothek war uns auch zu unangenehm. Ausser diesen Chesapeake brauchen wir nichts zu verkaufen, alles übrige Geld konnten wir aus allen möglichen Himmelsrichtungen zusammenkratzen. Der Gang nach der Bank macht Ihnen doch keine Mühe, da Sie ohnehin so häufig dort sind. Ich gab die Weisung bereits vor einigen Tagen, sie zu verkaufen. Das wäre viel günstiger gewesen, da sie vor einigen Tagen höher standen als jetzt. Aber man hatte die Verkaufsordre nicht angenommen, weil die stocks noch eingeschlossen sind. Innigen Dank für Ihren lieben Worte. Der 9 Juli und die vorangehenden u. drauffolgenden Tage haben all das Entsetzliche wieder in einem aufgewühlt. Das Unabänderliche! Herzlichst Ihre Elsa Einstein [Folio, pp. 2 & 3. Handwritten correction (p. 2) and handwritten final paragraph and closure.]