3. 5. 36 Verehrter Herr Einstein: Sie straeuben sich vergebens gegen eine Antwort auf Ihren liebenswuerdigen Brief. I[c]h muss Ihnen doch sagen, wie sehr die Wendung in Ihrem Urteil oder ein Beginn dazu mich erfreut hat. Ich wusste natuerlich immer, dass Sie mich nur aus Hoeflichkeit “bewundern,” aber von allen meinen Behauptungen sehr wenig glauben. Obwohl ich mich oft fragte, was daran eigentlich zu bewundern ist, wenn es nicht wahr ist, d. h. nicht einen hohen Wahrheitsgehalt hat. Nebenbei, meinen Sie nicht, dass man mich viel besser behandelt haette, wenn meine Lehren einen groesseren Prozentsatz von Irrtum und Tollheit aufgenommen haetten? Sie sind umsoviel juenger als ich; bis Sie mein Alter erreichen, darf i[c]h hoffen, werden Sie mein Anhaenger geworden sein. Da ich’s dann nicht erfahren werde, nehme ich jetzt die Befriedigung darueber vorweg. (Sie merken, was mir vorschwebt: Ein Vorgefuehl von solchem Glueck geniess ich usw.) In herzlicher Ergebenheit und unwandelbarer Verehrung Ihr Sig. Freud. [TTrL]