-1- Das Versagen des Systems der kollektiven Sicherheit hat gewiss Jeden, der um das Wohl der Menschheit ernstlich besorgt ist, aufs tiefste erschüttert. Er ist sich des Umstandes schmerzlich bewusst, dass hier ein Rückschritt des internationalen Völkerlebens zu beklagen ist, der wohl nur durch schwere Opfer an Wohlfahrt und Menschenleben wieder gutgemacht werden kann. Mit nicht geringerer Sorge und Missbilligung haben wir erleben müssen dass in unseren Tagen Staaten, die sich ehedem mit Stolz als Träger hoher Zivilisation betrachten durften, jene politischen und persönlichen Rechte eines Teiles ihrer Bürger vernichtet haben, deren Respektierung seit geraumer Zeit als eine selbstverständliche Pflicht eines jeden zivilisierten Staates betrachtet worden ist. Alle diese im Dasein der Völker so eminent wichtigen Gegenstände überragt aber einer an fundamentaler Bedeutung, nämlich die Aufrechterhaltung des Grundsatzes: Kein Staat darf einen innerhalb seiner Grenzen lebenden Bevölkerungsteil physisch vernichten. Wir sind entschlossen, auf jede uns mögliche Weise zu verhindern, dass unschuldige Menschen, sei es mit Waffen, sei es durch systematische Entziehung jeder Ernährungsmöglichkeit, in den Tod getrieben werden. Deutschland hat durch seine unmenschlichen Massregeln gegen die deutschen und östereichischen Juden diesen Vernichtungsweg beschritten und benutzt seine militärische, politische und wirtschaftliche Macht gegenüber den kleinen Staaten des östlichen Europa, um deren jüdischen Bevölkerungsteil auf gleiche Weise zu vernichten. Wir sind als nicht-politische Gemeinschaft und als diesen angehörige Einzelpersonen dazu entschlossen, uns mit allen unseren Kräften dafür [TD] -2- einzusetzen, dass die Unantastbarkeit des Lebens unschuldiger Menschen überall respektiert werde. In diesem Punkte gibt es für uns kein Prinzip der Nicht-Einmischung. Kann es etwas Beschämenderes für eine Generation geben als den Umstand, dass es nötig geworden ist, eine solche Forderung ‹zu stellen› aufzustellen? [Corrections in ink.]